Von Judith Belfkih
- Susan Philipsz gestaltet eine Klanginstallation im Gedenken an den „Anschluss“.
Wien. Der Jury war bald klar, dass es sich um einen immateriellen Beitrag handeln solle. Ein Kunstwerk am Heldenplatz im Rahmen des Gedenkjahres 2018 – noch ein Monument wollten die Experten rund um Belvedere-Chefin Stella Rollig nicht als viel geteiltes Foto auf den Sozialen Medien sehen. Es sollte subtiler sein, leiser, persönlicher. So ist die angekündigte künstlerische Intervention des Hauses der Geschichte Österreich (HGÖ) zum „Anschluss“-Gedenken unsichtbar, dafür aber hörbar: Die schottische Künstlerin und Turner-Preisträgerin Susan Philipsz soll mit der Installation „The Voices“ einen Klangraum für Erinnerungen und Emotionen schaffen.
Der Öffentlichkeit übergeben wird die Arbeit am 12. März (dem Tag des „Anschlusses“) mit Reden von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz und Kulturminister Gernot Blümel. Danach soll sie bis zur Eröffnung des HGÖ Mitte November zweimal täglich für je zehn Minuten zu hören sein. „Was Sie hören werden, ist der Klang, wenn man den Finger über ein wassergefülltes Weinglas kreisen lässt, vier Töne, deren Herkunft man nicht wirklich wahrnehmen kann. Der Klang legt sich wie eine eisige, flache Scheibe über diesen Raum“, erläuterte Thomas Trummer, Direktor des Kunsthauses Bregenz und Mitglied der Jury, das Konzept. Man wolle den „Klang im Raum“ erfahrbar machen, aber auch den „Raum im Klang“.
Gedenken und Zukunftsfragen
Während das Programm rund um das Gedenken an den „Anschluss“ 1938 bereits fixiert ist, so ist die Zukunft des Hauses der Geschichte Österreich noch Gegenstand von Verhandlungen. Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, in deren Verband die noch im Entstehen befindlichen Ausstellungsflächen eingegliedert wurden, geht davon aus, dass das HGÖ auch künftig am Standort in der Neuen Burg bleiben wird. Man sei noch in Verhandlungen, werde aber nur einen unbefristeten Mietvertrag unterzeichnen – „es sei denn, es gibt eine Weisung. Wir werden aber alles tun, dass das eine langfristige Sache wird.“
Neben der Klanginstallation, die am 12. März um 18 Uhr von einem Künstlergespräch im ÖNB-Oratorium und am 23. März von einer Buchpräsentation im Weltmuseum („Peter Stachel: „Mythos Heldenplatz – Hauptplatz und Schauplatz der Republik“) begleitet wird, tritt das HGÖ auch als Mitveranstalter einer Matinee im Burgtheater am 11. März sowie des multimedialen 24-Stunden-Projekts „Zeituhr 1938“ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am 11. und 12. März auf. Ob die vorgesehene Projektion im öffentlichen Raum tatsächlich am Ballhausplatz stattfinden könne, sei noch Gegenstand von Verhandlungen.